Burberg (Úhošť), CZ
Über die Jahre hab ich mehr und mehr in die Ecken und Winkel auf der tschechischen Seite des Erzgebirge getraut und bin dann dieses Jahr unweigerlich im Egertal gelandet. Klar, in Klösterle und Giesshübel und so weiter war ich früher schon immer Mal. Aber erst dieses Jahr hab ich mir mal Kaaden und Umgebung erschlossen und dort den Úhošť bzw. Burberg entdeckt. Burgberg liegt am Rande des Dupperauer Gebirge, welches in der Nachkriegszeit, bis heute militärisches Sperrgebiet ist.
Interessant fand ich es hauptsächlich weil eine Kelten-Steinskulptur namens Mohyla 2000 dort oben steht und auf Klösterle runterblickt. Die Figur kommt nicht von ungefähr, angeblich sind die Kelten anno dazumal ins Egertal vorgedrungen und es wird vermutet, dass da die “sagenumwobene Wogatisburg” zu finden ist, die wohl nur Nerds kennen die sich für das Uralte Europa der Slawen und Kelten und Germanen interessieren.
Weiterhin gibt es auf dem Bur(g)berg auch eine Ausgrabungsstätte der Knovízer Kultur aus der Bronzezeit.
Geschichtsträchtig ohne Ende und da hab ich noch nicht mal die Vertreibung der ansässigen Deutschen aus Burberg nach 1945 erwähnt. Aber egal.
Den Sommer über war es mir immer nicht so geheuer dort hoch zu wandern und dann mit Insekten und Schweissausbrüchen kämpfen zu müssen, aber jetzt Anfang September erschien mir die beste Zeit, auch weil es immer noch grün ist.
Also hab ich kurzfristig den Entschluss gefasst einfach mal früh nicht die Zeit zu vergeuden und mir Orte rauszusuchen, zu denen ich mal hinfahren könnte, sondern ich stellte mir meine Fahrroute und Wanderroute zusammen, füllte Wasser ab und ‘nen Kaffee mit Rum im Thermobecher und dann ging es los. Wo ich parken würde, wusste ich schon, ich war also gut vorbereitet.
Den ersten Kilometer befand ich mich noch in der Zivilisation, ein großes Wohnhaus und eine Art Werkstatt mit einer modernen Steinskulptur befanden sich am Weg, aber ab da ging es dann nur noch auf Pfaden und Wanderwegen bergauf durch den Wald und über Wiesen mit Apfelbäumen.
Alles in allem wunderschön, kann man nicht anders sagen, ich bin niemanden begegnet und es war ruhig, genau mein Ding.
Irgendwann erreichte ich scheinbar die höchste Stelle des Berges mit vielen Wegweisern, toller Aussicht, Feuerstelle und… Gipfelbuch.
Also gleich mal meinen Otto da reingesetzt und meine Zuneigung zum tschechischen Nachbar ausgedrückt und Fotos gemacht ohne Ende.
Unten im Tal hörte man das Kläffen eines Hundes, das Flexen eines Handwerkers und sonst nichts. Die Aussicht war atemberaubend, wie man so schön sagt und die gegenüberliegenden Berge beeindruckend. Ich füllte mein Telefon/Kamera mit Megabytes von Panoramabildern, die alle niemals das einfangen konnten, was man mit seiner eigenen Augen sieht, aber sei’s drum. Der Versuch zählt und vielleicht ist ja das magische Zufallsfoto dabei (ist es nicht, wenn man keine Ahnung vom Fotografieren hat).
Dann ging es weiter dem Basaltabgrund entlang und man konnte langsam die Hochebene überblicken und sah die Dampfschwaden der Kohlekraftwerke Richtung Kaaden.
Der Kupferberg mit der Kapelle ist am Horizont zu sehen.
Von oben sah ich dann auch die beiden Häuser, an denen ich eine Stunde zuvor vorbeigelaufen bin und dann war ich auch schon an der dem Egertal zugewandten Seite und sah die “Mohyla 2000” benannte Skulptur.
Eine mythisch aufgeladene Steinsäule mit einem bärtigen Slawen ein paar Symbole wie Wildschwein, Taube, Florales und oben dann ein Auge im Dreieck mit Wikingerhörnern. Also ganz klar Illuminati und irgendwas mit Weltverschwörung!!11!!!
Die Skulptur stammt von lokalen Künstler Herbert Kisza von dem scheinbar noch ein paar andere Skulpturen stammen, die ich auf meiner Reise gesehen habe. Und auch der Vogel auf der Säule am Fuße des Bergs.
Auf dem Burgberg hab ich noch zwei Hundegrabstätten gesehen und ein kreuz das an eine Person erinnert. Für die lokale Bevölkerung hat der Berg definitiv eine große Bedeutung.
Ich machte mich dann an den Abstieg, traf zum ersten Mal auf Menschen und berauschte mich am Kaffee, den ich mitbrachte und vergaß zu trinken. Wenn ich mich etwas mehr informiert hätte, wäre ich noch auf die Suche nach den Ruinen der Siedlung gegangen, aber so hab ich einfach die Mauern beim Abstieg begutachtet und bin dann querfeldein auf die Hauptstraße zurück. Dort kam ich mir vor wie die Tschechen, die man manchmal in der Pampa die Hauptstraße entlanglaufen sieht. Weit und breit ist nix, nur ein Tscheche in Jeanshose und -jacke läuft am Straßenrand.
Per Zufall hab ich noch einen Geocache gefunden, der lag da verstreut an einem Schrein. Ich hab ihn geflickt, konnte ihn aber nicht loggen, weil es ein Premiumcache war und ich zahl nicht für die App.
Am Auto angekommen ruhte ich mich kurz auf und machte mich dann auf nach Valec, eine Barockstadt in der ich mal mit E. vor Jahren war. Die fahrt am Rande des Duppauer Gebirge entlang war interessant, Viel Landwirtschaft und sonst nix. Es hat dann auch etwas die Magie der Nordseite und Erzgebirgswand gefehlt.
Valec war nur so halb interessant, ich war kurz im Skulpturenpark, den ich noch vom ertsen Besuch damals kannte und was Neues hab ich aber nicht wirklich entdeckt. Ich war dann auch etwas müde und hungrig, also fuhr ich über Karlovy Vary wieder heim und das war er, mein Wandertag 2022.
- https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Aho%C5%A1%C5%A5
- https://de.wikipedia.org/wiki/Doupov
- https://de.wikipedia.org/wiki/Duppauer_Gebirge
- http://www.morava.maweb.eu/index.php?cesta=wogastisburg
- https://sites.google.com/site/bskotyz/home/mista-zajmu/uhost
- http://zanikleobce.cz/index.php?lang=d&obec=96
- https://deutsch.radio.cz/im-wald-versunken-wo-im-duppauer-gebirge-frueher-siedlungen-waren-forschen-heute-8282135
- Příroda je mi bližší. Tak to je, říká výtvarník Herbert Kisza - Chomutovský deník
- Der sagenumwobene Burberg - Kaaden-Duppau
- Burberg - Städte und Dörfer im Kaadner Land (Ka)
- https://www.drobnepamatky.cz/node/23840
- https://en.mapy.cz/s/locatuhefe
- Celtic and mystical places here and elsewhere in Europe