Karl Hans Janke und das deutsche Atom
Hochfliegende Raumfahrt-, Atom- und Automatisierungsvisionen revitalisierten seit den 1950er Jahren die Popularisierung von Zukunftstechnik. Selbst die Psychiatrische Landesanstalt Hubertusburg blieb von diesen Zeitströmungen nicht unberührt: Karl Hans Janke (1909–1988) entwarf in den fast vier Jahrzehnten, die er in Wermsdorf wegen "chronisch paranoider Schizophrenie" verbrachte, tausende Fahr- und Flugzeuge, Raumschiffe und Triebwerke, Energiekonzepte und elektrische Geräte. Der begabte Zeichner und Konstrukteur bastelte zahlreiche Modelle und arbeitete an einer alternativen Entwicklungsgeschichte des Menschen, die er in seine Kosmologie einbettete. Dazu hielt er Vorträge und korrespondierte mit Betrieben und staatlichen Stellen.
-- Wahnhaftes Erfinden - Die technischen Visionen des Karl Hans Janke
Zwischen Dresden und Leipzig auf der Hubertusburg fand viel sächsische und sogar geopolitische Geschichte1 statt.
Gebaut 1721 diente die Burg als Königlich Sächsische Hof- und Jagdresidenz, Militärlazarett, Strafanstalt und seit 1945 als psychiatrische Klinik.
In dieser wurde 1949 der in Großenhain lebende Karl Hans Joachim Janke für die kommende Hälfte seines Lebens untergebracht.
Janke, 1909 in Polen geboren2, gab an Zahnmedizin und Ingeneurswesen studiert zu haben, Abschlüsse sind aber nicht vorhanden. Dafür aber zwei Patente für Flugzeugtechnik, eingereicht in den 30iger Jahren.
1943 wurde Janke aus der Wehrmacht mit dem Verdacht auf Schizophrenie, entlassen und gelangte nach Kriegsende nach Großenhain bei Meissen, wo er mit seiner Mutter lebte und Spielzeuge für Kinder anfertigte und sich mit Luftfahrt beschäftigte.
Nach dem Tod seiner Mutter, wurde Janke wegen Verwahrlosung verhaftet und 1949 in die psychiatrische Anstalt Hubertusburg verlegt in der er für 40 Jahre lebte.
Janke sah sich nie als Patient, obwohl er sich doch in den Klinikalltag einfügte. Er suchte immer das Gespräch mit Ärzten und zeichnete Baupläne von fantastischen Luftfahrtsschiffen, angetrieben mit obskurer Weltraum Energie, die er sich durch Unterschriften von Ärzten und dem teschnischen Personal, validieren ließ. Er erfand Alltagshilfen von Heizturbinen, auffüllbare Tintenfüller mit Kugel (Tintenkugelschreiber), E-Bikes bis zu fantastischen Flugobjekten die weder Diesel noch Kerosin benötigten alles. Er illustrierte die Entstehung der Welt und schrieb seine eigene Biografie.
Janke hatte Visionen von einer Welt in Frieden, angetrieben durch das "Deutsche Atom". Er korrespondierte mit Wissenschaftlern, verfolgte den technischen Fortschritt und wurde auch das ein oder andere Mal durchaus ernst genommen, bis die Klinikleitung die entsprechenden Stellen in Kenntnis setze, dass sie die Erfindungen von einem chronisch, paranoid Schizophrenen nicht evaluieren müssen.
Über die 40 Jahre in der Anstalt fertigte Janke über 4000 Zeichnungen und unzählige Modelle seiner Flugobjekte an. Ein Teil wurde zu seinen Lebzeiten zerstört, weil das ganze Papier und seine Konstruktionen ein Brandrisiko darstellten, aber der Großteil seiner Pläne und Zeichnungen konnte dank des Hausmeisters gerettet werden. Dieser stellte Janke ein leere Bodenkammer zur Verfügung.
1988 starb Janke und danach dauerte es noch 12 Jahre bis seine Arbeiten wiederentdeckt und aufbereitet wurden.
"Ich bitte, die Bilder und Alben aufzubewahren, mit den vielen Zeichnungen und Modellen, die ich für Euch Menschen geschaffen habe."
-- Testamentstext, Karl Hans Janke
Heute gibt es eine permanente Ausstellung ausgewählter Zeichnungen und die beiden einzig erhaltenen Flugobjektmodelle in den ehemaligen Kasernen der Garde-Corps im Gelände des Schloss Hubertusburg zu sehen3.
Links
- Karl Hans Janke - Offizielle Website
- Karl Hans Janke – Wikipedia
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hubertusburg
- Über 3000 Zeichnungen und Schriftstücke im Sächsisches Staatsarchiv
- Katalog - Ein Brevier
- CABINET / The Imaginary Engineer